Blended Learning bezeichnet eine Kombination von Face-to-Face-Lehre und E-Learning in Bezug auf Wissensvermittlung, Lernaktivitäten der Studierenden und reduzierter Anwesenheit vor Ort. Die vorliegende Kohorten-Studie untersuchte Langzeiteffekte von Blended Learning auf kognitiver Ebene und unmittelbare Einschätzungen des Lerneffekts auf affektiver Ebene im interprofessionellen Berufsfeld „Arbeitsmedizin und Prävention“. Studierende des Bachelorstudiums Physiotherapie der FH Campus Wien absolvierten die Lehrveranstaltung „Arbeitsmedizin und Prävention“ in einem traditionellen Lehr-Lernsetting mit ausschließlicher Face-to-Face-Lehre (Kontrollgruppe, n=94) oder im Rahmen eines Blended-Learning-Modells (Interventionsgruppe, n=93). Verglichen wurde der Langzeiteffekt der kognitiven Lernergebnisse (nach 1,5 Jahren) differenziert nach vier Lernzielstufen nach Bloom. Außerdem wurde evaluiert, wie Studierende den Nutzen des Blended Learnings bezogen auf vier Lernzielstufen nach Krathwohl zur affektiven Leistungsdimension auf einer 6-teiligen Likert Skala einschätzten (n=282). Hinsichtlich der kognitiven Ergebnisse ergaben sich signifikante Unterschiede zugunsten beider Gruppen, wobei die Effektstärken schwach bis mittel ausgeprägt waren. In der höchsten angestrebten kognitiven Lernzielstufe (Analyse) zeigte das traditionelle Lehr-Lernsetting signifikant bessere Ergebnisse im Langzeiteffekt (p<0,01; r=-0,33). Die Interventionsgruppe erzielte hingegen signifikant bessere Langzeitergebnisse in den Lernzielstufen 1 (Wissenskenntnisse) und 2 (Verständnis) (p=0,01; r=-0,20 bzw. p=0,02; r=-0,17). Hinsichtlich der kognitiven Leistungsdimension kann somit keine allgemeine Empfehlung zugunsten der klassischen Methode oder dem Blended Learning abgeleitet werden. Bezogen auf die affektive Leistungsdimension sprechen Selbstangaben der Studierenden für Blended Learning, vor allem wenn interprofessionelle Teamarbeit Ziel der Lehrveranstaltung ist.