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Learning outcomes physiotherapy in neurology – a structured consensus finding of the Austrian University Network Physiotherapy in Neurology (ÖHPN) / Learning Outcomes Physiotherapie in der Neurologie – eine strukturierte Konsensfindung des österreichischen Hochschulnetzwerkes Physiotherapie in der Neurologie (ÖHPN)

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EINLEITUNG

Eine große Herausforderung der Hochschulbildung in Europa liegt darin, der Nachfrage nach einem wissensbasierten Erwerb von Fähigkeiten und Kompetenzen gerecht zu werden (ESG, 2015). Um diesen Anforderungen nachzukommen, spielt die Qualitätssicherung in der Lehre eine wesentliche Rolle. Diese sollte nicht ausschließlich fachhochschulintern, sondern auch fachhochschulübergreifend zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Für die Gewährleistung von Qualitäts- und Bildungsstandards in den einzelnen Fachdisziplinen der Physiotherapie ist die Diskussion von Lehr-Experten/-innen unerlässlich. Vor allem eine studierendenzentrierte Umsetzung dient der Sicherstellung der zu erwerbenden Qualifikationen. Dieser Prozess wird auch als kompetenzorientierte Lehre beschrieben (ÖFG, 2018). «Kompetenzorientierung muss in den Hochschulen [...] zentral und explizit verankert sein [...]. Kompetenzorientierung ist dabei als Lehrkultur zu verstehen» (ÖFG, 2018, S.1f). Dabei stellt das Festlegen von Learning Outcomes die Basis für die erfolgreiche Umsetzung von kompetenzorientierter Lehre dar. Der im Bologna-Prozess beschriebene Qualifikationsrahmen legt Grundstrukturen für die Entwicklung und Validierung von Learning Outcomes fest (BMUK & BMWF, 2010, o. J.). Diese dienen demnach zur Qualitätssicherung der Hochschullehre, um den Erwerb von Kenntnissen, Fähigkeiten sowie Kompetenzen, die persönliche und berufsbezogene Lernergebnisse inkludieren, zu evaluieren (Sellin, 2005). Erfolgt eine systematische Ausrichtung der Ziele, trägt dies maßgeblich zur Qualitätsentwicklung in der Lehre bei (Wissenschaftsrat, 2017; Lokhoff, 2010). Es wird darauf verwiesen, Empfehlungen des europäischen Parlaments und des Rates zur Errichtung eines europäischen Qualifikationsrahmens zur Definition von Learning Outcomes zu verwenden. Learning Outcomes sind demnach «Aussagen darüber, was ein/-e Lernender/-e nach dem Abschluss eines bestimmten Lernprozesses weiß, versteht und tun kann. Sie werden als Kompetenzen unter Einschluss von Kenntnissen und Fertigkeiten definiert. Lernergebnisse können beschrieben werden als Wissen [...], Fertigkeiten [...] oder Qualifikationen [...]« (Schermutzky, 2007, S. 5). Sie dienen des Weiteren dazu, mit einer gemeinsamen Sprache Lernparameter stufenbezogen festzulegen. Dies schafft einen Bezugsrahmen, in dem eine vertrauenswürdige Vergleichbarkeit hinsichtlich der Kompetenzentwicklung beim Bildungsabschluss möglich ist (Schermutzky, 2007). Der Europäische Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen (EQR oder EQF) (Koordinierungsstelle für den NQR, Österreich, 2008, BMUK & BMWF, 2006, 2011) legt acht Referenz-Level fest, welche die zu erreichenden Lernergebnisse beschreiben. Dieser ist kompatibel für europäische Hochschulabschlüsse, wobei die Level 6 bis 8 dem Hochschulrahmen «Bachelor», «Master» und «Doctoral Studies» entsprechen.

Zur Erreichung des Level 6 werden die Lernergebnisse wie folgt definiert: «(1) Kenntnisse: Fortgeschrittene Kenntnisse in einem Arbeits- oder Lernbereich unter Einsatz eines kritischen Verständnisses von Theorien und Grundsätzen, (2) Fertigkeiten: Fortgeschrittene Fertigkeiten, die die Beherrschung des Faches sowie Innovationsfähigkeit erkennen lassen und zur Lösung komplexer und nicht vorhersehbarer Probleme in einem spezialisierten Arbeits- oder Lernbereich nötig sind, (3) Kompetenzen: Leitung komplexer fachlicher oder beruflicher Tätigkeiten oder Projekte und Übernahme von Entscheidungsverantwortung in nicht vorhersehbaren Arbeits- oder Lernkontexten sowie Übernahme der Verantwortung für die berufliche Entwicklung von Einzelpersonen und Gruppen» (Europäische Kommission, 2019, S. 3).

Die Vermittlung von Schlüsselkompetenzen wird in den Curricula der Studiengänge verankert und als Lernziele in den Lehrplänen beschrieben (BMUK & BMWF, 2010). Die Ausbildung zum/zur Physiotherapeuten/-in in Österreich orientiert sich zudem stark an beschriebenen Kompetenzprofilen. Physio Austria, der Bundesverband der Physiotherapeuten/-innen Österreichs, vertritt alle berufstätigen und sich in Ausbildung befindenden Physiotherapeuten/-innen. Um die Physiotherapieausbildung in Österreich im Einklang mit beschriebenen europäischen Standards zu bringen und mit anderen europäischen Physiotherapieausbildungen vergleichbar zu machen, beauftragte das Präsidium von Physio Austria das berufsverbandinterne fachliche Netzwerk Hochschulbildung, nach den Referenzniveaus des EQF ein Kompetenzprofil für die Physiotherapieausbildung in Österreich zu erstellen (Physio Austria, 2016). Die dabei definierten Learning Outcomes für das Level 6 und 7 dienen aktuell als Grundlage für die österreichweite Studienplangestaltung. Den EQF-Niveaus sind dabei Ebenen des jeweiligen Bildungsabschlusses angegliedert. Diesen Ebenen wurden Aufgaben zugeordnet, die sich an den verschiedenen Rollen der Physiotherapeuten/-innen orientieren (ENPHE, o. J. a., European Commission o. J.). Die Learning Outcomes beziehen sich dabei auf die Rollen Experte/Expertin, Kommunikator/Kommunikatorin, Teamworker/Teamworkerin, Manager/Managerin, Gesundheitsförderer/Gesundheitsförderin, Innovator/Innovatorin und Professionsangehöriger/Professionsangehörige (Abbildung 1). Mit der Veröffentlichung des Kompetenzprofils ging die Empfehlung an Lehrende aus verschiedenen physiotherapeutischen Fachbereichen, eine Konkretisierung der Learning Outcomes im jeweiligen Fachbereich anzudenken.

Abbildung 1

Physiotherapeutische Rollen.

Im Zuge des 5. ÖHPN-Treffens erfolgte die Vorstellung des Kompetenzprofils für Physiotherapeuten/-innen (Physio Austria, 2016). Zu diesem Zeitpunkt existierte kein beschriebener Standard, wie die Umsetzung der Hochschullehre auf EQF-Level 6 in dem Bereich Physiotherapie in der Neurologie erfolgen sollte. «Die Verantwortung für die Sicherstellung des Qualifikationsprofils zum Zeitpunkt eines Studienabschlusses liegt auch hier in der Bildungsinstitution, die den akademischen Grad verleiht» (Physio Austria, 2016, S. 10). Um diesen Standard in Österreich nicht ausschließlich institutionsintern, sondern hochschulübergreifend abzubilden, hat sich das ÖHPN zur Qualitätssicherung der neurologischen Physiotherapieausbildung mit der fachspezifischen Ausarbeitung der Learning Outcomes auf dem EQF-Level 6 auseinandergesetzt.

Ziel dieser Arbeit ist es, die Ergebnisse einer Konsensfindung zur kompetenzorientierten Lehre in der Physiotherapie darzustellen und damit vergleichbare Lernergebnisse sichtbar zu machen. Zur fachbezogenen Umsetzung des Kompetenzprofils für Physiotherapeuten/-innen einigte sich das österreichische Hochschulnetzwerk Physiotherapie in der Neurologie (ÖHPN) für die Physiotherapieausbildung auf Bachelor-Niveau auf Formulierungen für neurologiespezifische Learning Outcomes. Zudem soll der Prozess der Konsensfindung dargestellt werden.

METHODIK

Um spezifische Learning Outcomes für den physiotherapeutischen Fachbereich Neurologie zu definieren, wurden in dieser Arbeit die Methoden strukturierte Konsenskonferenz und nominale Gruppentechnik (AWMF, 2019) durchgeführt. Bei der strukturierten Konsensfindung werden in themenspezifischen Kleingruppen vorerst gemeinsame Stellungnahmen erarbeitet, welche in einem zweiten Schritt im gesamten Plenum präsentiert, diskutiert und zur Abstimmung gebracht werden. Die Ergebnisse sind am Ende in schriftlicher Form festgehalten. Bei der nominalen Gruppentechnik werden im Vorfeld Ziele, Abstimmungsverfahren und Vorgehensweise beschlossen. Jede teilnehmende Person erhält ein Leitmanuskript, es werden die darzulegenden Inhalte präsentiert und die Experten/-innen machen Notizen zur Zustimmung und möglichen Einwänden. Diese sind im Anschluss in weiteren Diskussionsrunden zu klären und durch konkrete Alternativen zu ersetzen. Abschließend erfolgt eine endgültige Abstimmung, deren Ergebnisse schriftlich festzuhalten sind. Beide Prozesse werden von einer Person moderiert (AWMF, 2019).

Auf der 5. ÖHPN-Tagung erfolgte die Einigung zu den Zielen, der Vorgehensweise, den Abstimmungsverfahren und dem Zeitplan. In den darauffolgenden fünf Treffen wurden, nach Absprache und Freigabe von Physio Austria sowie dem Netzwerk Hochschulbildung, die Learning Outcomes für den Fachbereich «Neurologie» auf EQF-Level 6 auf Basis der Learning Outcomes des bestehenden Kompetenzprofils erarbeitet, formuliert und verschriftlicht. Die Arbeitsgrundlage stellten Empfehlungen des AWMF-Regelwerks für die strukturierte Konsensfindung zur Erstellung von Leitlinien dar (AWMF, 2019).

Experten/-innen des ÖHHPN

Im ÖHPN sind Lehrende von zehn der elf österreichischen Fachhochschulstandorte, welche ein Bachelor-Studium für Physiotherapie anbieten, vertreten. Die Gründung des ÖHPN erfolgte 2013 mit dem Ziel, einen fachlichen Austausch aller Lehrenden mit dem Schwerpunkt Neurologie zu gewährleisten. Das Netzwerk tagt halbjährlich und widmet sich bildungsrelevanten Themen im Kontext der Physiotherapie in der Neurologie. Bis zur Fertigstellung der Learning Outcomes Neurologie fanden 14 Netzwerktreffen statt. Das ÖHPN besteht aus 23 Mitgliedern. Diese Experten/-innen sind Physiotherapeuten/-innen und Lehrende, welche mindestens zwei Jahre in der Hochschullehre tätig sind und mehrjährige Berufserfahrung im Fachbereich Neurologie vorweisen. Alle Experten/-innen haben physiotherapeutische Zusatzausbildungen im neurologischen Bereich und diverse Fortbildungen im pädagogischen Feld absolviert. Die neurologischen Zusatzausbildungen umfassen traditionelle neurophysiologische Konzepte, neue Therapiemethoden und zum Teil einschlägige Master-Ausbildungen mit dem Fokus Neurologie. Die Konsensfindung resultiert aus der aktuellen wissenschaftlichen Literatur, physiotherapeutischer Fachliteratur und den Meinungen der Experten/-innen. Während der Treffen fünf bis zehn waren insgesamt 19 Personen der zehn mitwirkenden Fachhochschulen an der Ausformulierung der Learning Outcomes als direkte Teilnehmer/-innen beteiligt. Während der einzelnen Treffen nahmen mindestens sieben und maximal 15 Personen teil.

Prozess der Konsensfindung

Der gesamte Entwicklungsprozess der Learning Outcomes Neurologie erfolgte unter Berücksichtigung der curricularen Vorgaben der österreichischen Fachhochschulen, der aktuellen wissenschaftlichen Entwicklungen in der Neurorehabilitation und der Meinungen der Experten/-innen des ÖHPN. Es wurden dabei ausschließlich österreichische Curricula und die bereits definierten Learning Outcomes des Kompetenzprofils (Physio Austria, 2016) herangezogen. Curricula aus dem internationalen Feld fanden im Entwicklungsprozess keine Berücksichtigung.

Für die Ausarbeitung der Learning Outcomes waren vorab Diskussionen notwendig, um bei den verwendeten Begriffen zu wissenschaftlichen Grundlagen, Lehrinhalten (Hochschuldidaktik Lehre) und Formulierungen, die im neurologischen Bereich häufig verwendet werden, eine einheitliche Sprache zu finden (Abbildung 2). Die Basis für die Diskussion bildeten dabei wissenschaftliche Grundlagen, wobei sich das ÖHPN an Leitlinien, systematischen Reviews, Metaanalysen und deren Handlungsempfehlungen für das physiotherapeutische Arbeiten im Bereich der Neurologie orientierte (DGN, 2016, 2014, 2012; KNGF 2014, 2006; Pollock, 2014; Tomlinson, 2014; Veerbeek, 2014). Zudem wurden auch aktuelle Kenntnisse zum motorischen Lernen, Hands-on- und Hands-off-Therapie sowie die Bottom-up- oder Top-down Therapiestrategie in die Diskussion integriert (Eckhardt & Greb, 2008; Fits & Posner, 1967; Lee & Schmidt, 2014; Shumway Cook & Woollacott, 2007; Wulf et al. 2010, 2010, 2016). Darauf aufbauend erfolgte eine Sammlung der Lehrinhalte und der didaktischen Ausrichtung der einzelnen Fachhochschulen, deren Vergleich einen Überblick zu Kongruenzen und Diversitäten für den anschließenden Konsensprozess lieferte. Ein weiterer notwendiger Schritt für die Verwendung einer einheitlichen Sprache (WHO, 2018) war die Einigung des ÖHPN hinsichtlich der Bedeutung von konzeptspezifischen Begriffen. Dabei wurden traditionelle und moderne Therapieansätze in die Diskussion eingeschlossen (Adams et al. 2007; Billinger et al. 2014; Corbetta et al. 2010, 2015; Eckhardt & Greb, 2008; Eckhardt & Viebrock, 2011; French et al. 2016; IBITHA; IPNFA, 2014; IVG o. J. a.; Kernan et al. 2014; Kwakkel et al. 2015; Mehrholz, Pohl & Elsner, 2014, Platz, 2004; Saunders et al. 2016; Thomas et al. 2017; Thieme et al. 2012). In Kleingruppen erfolgte dazu die Erstellung von zwei Dokumenten, welche über die Online-Plattform «Moodle» für alle Teilnehmer/-innen zur Verfügung standen. Diese Dokumente beinhalteten das Protokoll der Diskussion und eine Sammlung der diskutierten Begriffe, die in der Kleingruppe zur genauen Belegung der Begriffsbedeutung durch Definitionen aus wissenschaftlicher Fachliteratur ergänzt wurden. Die Plattform «Moodle» wurde gewählt, um eine transparente Kommunikation zwischen den Gruppenmitgliedern zu ermöglichen und eine gemeinsame Arbeitsoberfläche zu gewährleisten.

Abbildung 2

Überblick der diskutierten Begriffe und Themen zur Konsensfindung.

Der Prozess der Konsensfindung fand in zwei Phasen statt (Abbildung 3). In beiden Phasen erfolgten die Abstimmungen unter der Voraussetzung, einen einstimmigen Konsens zu erreichen. Diese Vorgehensweise wurde gewählt, um an allen zehn Standorten der beteiligten österreichischen Fachhochschulen die Definitionen der Learning Outcomes integrieren und diese vollständig vertreten zu können. Dazu wurde allen 23 Mitgliedern ermöglicht, sich auch bei Nicht-Anwesenheit an den ÖHPNTagungen per Moodle an dem Abstimmungsprozess zu beteiligen. Zusätzlich wurden alle ÖHPN-Tagungen jeweils von einer Person moderiert und von einer anderen protokolliert.

Abbildung 3

Entwicklungsprozesse ÖHPN.

In der Phase eins wurde die Methode der strukturierten Konsensuskonferenz (AWMF, 2019) eingesetzt. Zur Gewährleistung einer gemeinsamen Sprache fanden dabei die vorab in den Kleingruppen erstellten Dokumente zur Begriffsklärung Verwendung. In dieser Phase erfolgte eine strukturierte Abstimmung zu den Learning Outcomes Neurologie, wobei die jeweiligen Rollen des Kompetenzprofils einzeln bearbeitet und jedes bereits formulierte Learning Outcome der Reihe nach hinsichtlich neurologischer Spezifika geprüft wurde. Insbesondere wurden dabei fehlende Aspekte ergänzt, die spezielle Bedeutung für den Fachbereich Physiotherapie in der Neurologie haben. Die dabei identifizierten neurologischen Spezifika wurden fortlaufend protokolliert, in Folge vom ÖHPN strukturiert und anschließend für die konkrete Ausformulierung der Reihung nach diskutiert. In diesem ersten Prozess wurden alle Aspekte integriert, die von den Experten/-innen als fehlend identifizierten wurden. Die Vollständigkeit dieser Ergänzungen kann dabei nicht überprüft werden, da keine einschlägigen Quellen dafür zur Verfügung stehen. Die Teilnehmer/-innen machten während den einzelnen Teilschritten Notizen, die wiederum bei der Diskussion im Gesamtplenum in die Formulierungen integriert wurden. Die Learning Outcomes Neurologie sind als Ergänzungen zu den bestehenden Learning Outcomes des Kompetenzprofils zu sehen. Aus diesem Grund sind bei einigen Learning Outcomes des Kompetenzprofils Neurologie keine spezifischen Erläuterungen zu finden und bei anderen wiederum entsprechend mehr Vermerke hinzugefügt.

Die Rolle «Experten/Expertin» wurde im Gesamtplenum, alle weiteren Rollen in Form von Kleingruppen (drei bis fünf Personen) während der ÖHPN-Tagungen bearbeitet. Auch zwischen den Tagungen wurden vorab definierte Arbeitspakete in Kleingruppen abgeführt, welche bis zur nächsten Zusammenkunft fertigzustellen waren. Die Ergebnisse der Kleingruppen waren per Moodle für alle Mitglieder einzusehen. So konnte auch die inhaltliche Vorbereitung für die nächste Tagung gewährleistet werden. Diese Ergebnisse fanden ebenfalls Berücksichtigung in der Debatte und der Abstimmung der darauffolgenden Tagung. Die Ergebnisse der Kleingruppen wurden wiederum im Gesamtplenum vorgestellt, wobei auch in diesem Schritt ein einstimmiger Konsens zu den Vorschlägen der Kleingruppen erreicht werden musste, um diese zu verschriftlichen.

In der Phase zwei fand die nominale Gruppentechnik Anwendung (AWMF, 2019). Die Einigung der teilnehmenden Personen hinsichtlich der Formulierung der Learning Outcomes musste erneut einstimmig erfolgen. Diese Phase wurde als eine Korrekturschleife der bislang definierten und ausformulierten neurologischen Spezifika eingesetzt, um die Learning Outcomes Neurologie bei Bedarf zu adaptieren und im Anschluss zu finalisieren. Dazu erfolgte die Präsentation der bislang erstellten Learning Outcomes von dem/der Moderator/-in und vorab verschriftlichter Kommentare der anwesenden Personen sowie Kommentare, die über die Plattform «Moodle» gesammelt, einzeln diskutiert und in die Learning Outcomes eingearbeitet wurden. Alle bislang verschriftlichten Formulierungen wurden erneut der Reihe nach geprüft. Im Anschluss kam es zu einer finalen Abstimmung der anwesenden Experten/-innen. Dabei wurden die hier vorliegenden Formulierungen als abschließender einstimmiger Beschluss festgehalten.

Das Netzwerk Hochschulbildung prüfte die letzte Version der Learning Outcomes Neurologie des ÖHPN im Mai 2019 und erteilte im Anschluss die Freigabe für die Publikation.

ERGEBNISSE

Im folgenden Kapitel werden die für den Fachbereich Neurologie entwickelten Learning Outcomes vorgestellt. Diese Auflistung wird vom ÖHPN als fachspezifische Erweiterung der Learning Outcomes aus dem Kompetenzprofil gesehen. Dabei sind in den ersten zwei Spalten von links nach rechts die Formulierungen von Physio Austria (Physio Austria, 2016) angeführt. In der Spalte drei von links nach rechts sind die Spezifika der Kompetenzen aus dem Fachbereich Neurologie beschrieben. Bei der Rolle «Manager/Managerin» hat das ÖHPN keine spezifischen Anmerkungen identifiziert.

Learning Outcomes in der Rolle des Experten/der Expertin in der Neurologie

Die meisten neurologischen Spezifika zeigten sich bei der Rolle des Experten/der Expertin, welche für die Ausarbeitung und Konkretisierung sehr viel Zeit in Anspruch nahm (Tabelle 1–3). Hier wurde spezielles Ausgenmerk darauf gelegt, Erkenntnisse aus wissenschaftlicher und Fachliteratur einzuarbeiten und diese in den Kontext der praxis- und studierendenorientierten Lehre zu setzten.

Learning Outcomes Experte/Expertin 1/3.

Experte/Expertin 1/3
KompetenzLearning OutcomeLearning Outcome Neurologie
Ermittlung des Informationsbedarfs und Einholen von Informationen zu gesundheitsrelevanten Aspekten, assoziierter Vorgeschichte, vorangegangene Gesundheitsinterventionen und damit verbundenen Ergebnissen
Der Absolvent/die Absolventin

beurteilt vorhandene Information auf ihre physiotherapeutische Relevanz

identifiziert Informationsdefizite

holt fehlende Information ein

erkennt atypische (Heilungs-) Verläufe

leitet daraus Restriktionen für die folgenden Schritte des physiotherapeutischen Prozesses ab

erkennt die Grenzen des eigenen physiotherapeutischen Leistungsspektrums (s. Rolle Manager/Managerin)

Der Absolvent/die Absolventin

identifiziert Defizite und Ressourcen aller Aktivitäts- und Partizipationsbereiche wie Mobilität, Kommunikation, Selbstversorgung

erhebt beeinflussende umwelt- und personenbezogene Kontextfaktoren

berücksichtigt die Komplexität von Störungen des Nervensystems bei der Erhebung von Informationen, wie z. B. bei Störungen von Orientierung, Bewusstsein, Kommunikation

holt fehlende Informationen auch aus anderen Quellen als direkt von Patienten/Patientinnen ein (z. B. aus der Krankengeschichte, von Pflegepersonen, Angehörigen oder Sachwaltern/Sachwalterinnen)

Hypothesenbasierte Auswahl von Maßnahmen zur Problemidentifizierung
Der Absolvent/die Absolventin

bildet Hypothesen zu pathophysiologischen und pathobiologischen Mechanismen und deren Wechselwirkungen mit den Ebenen nach ICF

wählt evidenzbasierte berufsspezifische Maßnahmen zur Untersuchung aus

wendet Untersuchungsmaßnahmen systematisch und standardisiert an

erkennt lebensbedrohende Zustände und leistet entsprechende Erste Hilfe

Der Absolvent/die Absolventin

plant die Untersuchung, ausgehend von der Aktivitäts- und Partizipationsebene, hinführend zur Struktur- und Funktionsebene

identifiziert Phänomene des UMNS und andere zentrale und periphere neurologische Bewegungsstörungen, neuropsychologische Störungen und Schädigungen der Sensorik und des Vegetativums

setzt spezifische Untersuchungs- /Messinstrumente/Assessments auf Struktur-, Funktionsebene und auf Aktivitäts und Partizipationsebene zur Problemidentifizierung und Evaluierung differenziert ein

findet Messmethoden zur Erhebung von qualitativen Veränderungen

Auswertung der Ergebnisse aus dem diagnostischen Prozess Formulierung der physiotherapeutischen Hypothese
Der Absolvent/die Absolventin

evaluiert die Hypothesen anhand der Untersuchungsergebnisse

führt die Ergebnisse zur physiotherapeutischen Diagnose zusammen

Der Absolvent/die Absolventin

evaluiert die Hypothesen anhand der Untersuchungsergebnisse in Bezug auf alle Aktivitätsbereiche (Mobilität, Kommunikation, Selbstversorgung)

stellt in der physiotherapeutischen Diagnose Zusammenhänge der erhobenen Ergebnisse her

reiht diese in Bezug zu allen ICF-Ebenen und priorisiert die limitierenden Faktoren unter Berücksichtigung der Komplexität neurologischer Störungen für alle ICF-Ebenen

Learning Outcomes Experte/Expertin 2/3.

Experte/Expertin 2/3
KompetenzLearning OutcomeLearning Outcome Neurologie
Definition und Priorisierung der Therapieziele nach biopsychosozialen Aspekten
Der Absolvent/die Absolventin

definiert Therapieziele

kategorisiert Therapieziele nach qualitativen und quantitativen Kriterien

legt geeignete evidenzbasierte Wiederbefundungsparameter fest

Der Absolvent/die Absolventin

passt Ziele mithilfe eines Zieldefinitionsmodells unter Berücksichtigung der Komplexität neurologischer Störungen individuell an und adaptiert sie gegebenenfalls im Therapieverlauf

orientiert sich bei der Zielformulierung an der ICF-Struktur

formuliert zuerst Ziele auf Aktivitäts- und Partizipationsebene sowie diese problembezogen auf Funktions- und Strukturebene

berücksichtigt die Komplexität von neurologischen Störungen bei der Terminisierung von Zielen und Formulierung von Prognosen

berücksichtigt bei der Zielformulierung die Ziele des Patienten/der Patientin und der Angehörigen

Auswahl und Anwendung geeigneter Methoden und Maßnahmen zur Behandlung
Der Absolvent/die Absolventin

wählt evidenzbasierte Maßnahmen zur Behandlung (inkl. Wiederbefund) aus

wendet Behandlungsmaßnahmen (inkl. Maßnahmen zur Wiederbefundung) systematisch und standardisiert für Einzelpersonen und Gruppen an

reagiert auf gruppendynamische Prozesse adäquat

Der Absolvent/die Absolventin

entscheidet unter Berücksichtigung von Feed-forward- und Feed-back-Mechanismen, wann hands on, hands off und/oder deren Kombination anzuwenden sind, und setzt in Untersuchung und Behandlung Hands-on-Techniken im Sinne der Fazilitation bei Patienten und Patientinnen mit neurologischer Symptomatik gezielt ein

wendet bei Patienten/Patientinnen mit neurologischen Krankheitsbildern manuelle Techniken (Manualtherapie, Weichteiltechniken, sensorische Stimulation, Neurodynamik) auf Körperstruktur- und Funktionsebene an

setzt gezielt Hands-off-Maßnahmen ein, um Lernen und Automatisierung von Bewegung sowie die Entwicklung einer individuellen Bewegungsstrategie zu ermöglichen

wählt nach Maßgabe sinnvolle Kompensationsstrategien aus, um Patienten/Patientinnen Aktivitäten und Funktionen zu ermöglichen bzw. zu erleichtern

unterstützt das ressourcenorientierte Lernen der Patienten/Patientinnen auf Aktivitäts- und Funktionsebene

entscheidet über den Einsatz von ausgewählten Hilfsmitteln in Absprache mit dem interdisziplinären Team und nach Maßgabe der Sinnhaftigkeit

schult Angehörige und Hilfspersonen in der Unterstützung von Aktivitäten des täglichen Lebens

wendet neue technische Entwicklungen (geräte- bzw. mediengestützte Therapie) und ihren Einsatz in der neurologischen Rehabilitation an

führt neurologische Einzel- und Gruppentherapien durch

empfiehlt anhand der individuellen Ressourcen der Patienten/Patientinnen geeignete Gruppen

erkennt das Leistungsniveau der Gruppe, wählt abgestimmte Maßnahmen aus, wendet sie bei Bedarf an

Learning Outcomes Experte/Expertin 3/3.

Experte/Expertin 3/3
KompetenzLearning OutcomeLearning Outcome Neurologie
Überprüfung der Effektivität von Behandlungsmaßnahmen
Der Absolvent/die Absolventin

überprüft die Effektivität der Behandlungsmaßnahmen anhand der Wiederbefundungsparameter

Der Absolvent/die Absolventin

wendet qualitative und quantitative Wiederbefunde (z. B. symptomspezifische Assessments) auf allen ICF-Ebenen, unter Berücksichtigung neurologischer und neuropsychologischer Symptome und umweltbezogener Kontextfaktoren an

Abschluss der Therapie
Der Absolvent/die Absolventin

beurteilt die aktuelle Situation des Patienten/der Patientin zum Zeitpunkt des Therapieabschlusses

entwickelt Perspektive für das weitere (Selbst-)Management des Patienten/der Patientin

kommuniziert die Ergebnisse des Therapieabschlusses (s. Rolle Kommunikator/Kommunikatorin)

Der Absolvent/die Absolventin

berücksichtigt bei der Beurteilung der aktuellen Situation (Terminisierung von Zielen und Formulierung von Prognosen) die Komplexität von neurologischen Störungen

versteht die komplexe Versorgungssituation neurologischer bzw. chronischer Patienten/Patientinnen und deren Implikation auf die Therapie

vermittelt Kontakte bzgl. Therapie und etwaiger anderer Versorgung

stellt sicher, dass relevante Informationen wichtige Bezugspersonen erreichen (weiterbehandelnde/r Therapeut/Therapeutin, Arzt/Ärztin, Angehörige)

Standardisierte Dokumentation aller Daten des physiotherapeutischen Prozesses
Der Absolvent/die Absolventin

dokumentiert vollständig und nachvollziehbar

macht die Arbeitsschritte und Ergebnisse des physiotherapeutischen Prozesses zur weiteren Verwendung nutzbar

Keine spezifischen Anmerkungen für den Fachbereich Neurologie

Entwicklung der Bewegungs und Wahrnehmungskompetenz
Der Absolvent/die Absolventin

nimmt motorische Handlungen selektiv wahr

beherrscht die Nachahmung motorischer >Muster<

beschreibt motorische Handlungen verbal

leitet Aktivitäten für Einzelpersonen und für Gruppen an

macht sich die propriozeptiven und perzeptiven Fähigkeiten zur Handlungssteuerung nutzbar

Der Absolvent/die Absolventin

verwendet Kriterien zur Beurteilung normaler Bewegung, um Abweichungen und Kompensationsmechanismen zu beschreiben und zu analysieren

Learning Outcomes Kommunikator/Kommunikatorin in der Neurologie

Neurologische Patienten/-innen leiden häufig unter Kommunikationsproblemen. Deren Ursachen können unterschiedlicher Natur sein. Beispiele dafür sind Sprach- und Sprechstörungen, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen, kognitive Defizite oder andere Defekte höherer Hirnleistungen. Aus diesem Grund war es dem ÖHPN wichtig, bei der Rolle «Kommunikator/Kommunikatorin» diese neurologischen Besonderheiten zu integrieren (Tabelle 4).

Learning Outcomes Kommunikator/Kommunikatorin.

Kommunikator/Kommunikatorin
KompetenzLearning OutcomeLearning Outcome Neurologie
Effektive Kommunikation mit Patienten/Patientinnen, Angehörigen und Klienten/Klientinnen zur Entwicklung einer professionellen, therapeutischen Beziehung
Der Absolvent/die Absolventin

bedient sich einer adressatenadäquaten Sprache

wählt geeignete Kommunikationsstrategien aus

wendet angemessene verbale, non-verbale, schriftliche und elektronische Kommunikationstechniken an

praktiziert aktives Zuhören

fühlt sich einer respektvollen und empathischen Grundhaltung verpflichtet

Der Absolvent/die Absolventin

kommuniziert adäquat mit Menschen mit neuropsychologischen, kognitiven Störungen, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen, Störungen der Sprachproduktion, des Sprachverständnisses, mit eingeschränkter Bewusstseinslage und deren Angehörigen und betreuenden Personen

kennt professionelle Herangehensweisen der Kommunikation bei Affektstörungen

wendet alternative Kommunikationsstrategien an

kennt Technologien zur Unterstützung der Kommunikation

kommuniziert respektvoll und empathisch mit den Patienten/Patientinnen, den Betreuern/den Betreuerinnen und dem interdisziplinären Team

Effektive Kommunikation und Entscheidungsfindung in intra- und interprofessionellen Teams
Der Absolvent/die Absolventin

beherrscht die Fachsprache

diskutiert Sachverhalte

beurteilt Argumente objektiv und distanziert

würdigt differenzierende Aspekte

demonstriert Konsensbereitschaft

fördert die Entscheidungsfindung im Team

Der Absolvent/die Absolventin

diskutiert im interdisziplinären Team Sachverhalte und verwendet neurologische Fachbegriffe

stellt dem interdisziplinären Team fachliches Knowhow zur Verfügung und ist bereit, Inputs von anderen Teammitgliedern in den Behandlungsprozess zu integrieren

Professionelles Auftreten gegenüber Stakeholdern zur Repräsentanz der eigenen Profession
Der Absolvent/die Absolventin

bereitet Information für relevante Stakeholder auf

wendet professionelle Präsentationstechniken an

passt das persönliche Auftreten und Erscheinungsbild an die jeweilige Situation an

Keine spezifischen Anmerkungen für den Fachbereich Neurologie

Learning Outcomes Teamworker/Teamworkerin in der Neurologie

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist im neurologischen Feld unverzichtbar. Aus diesem Grund wurden in diesem Bereich Details der neurologischen Spezifika angeführt, die beispielsweise das multiprofessionelle Team, die International Classification of Functioning, Disability and Health (ICF) sowie die professionsübergreifende Zielsetzung betreffen (Tabelle 5). Hinsichtlich der Kompetenzen zur Wahrnehmung von auftretenden Konflikten und zur Klarheit der eigenen Rolle hat das ÖHPN keine spezifischen Anmerkungen für den neurologischen Bereich identifiziert.

Learning Outcomes Teamworker.

Teamworker / Teamworkerin
KompetenzLearning OutcomeLearning Outcome - Neurologie
Effektive patienten bzw. klientenzentrierte Zusammenarbeit mit Kollegen/Kolleginnen aus anderen Berufsgruppen des Gesundheits und Sozialwesens
Der Absolvent/die Absolventin

beteiligt sich an der patienten-/klientenzentrierten Zusammenarbeit

nutzt die Ressourcen eines multiprofessionellen/interdisziplinären Teams auf Basis der Kenntnis von Kompetenzen anderer Berufsgruppen

Der Absolvent/die Absolventin

kennt die Wichtigkeit eines multiprofessionellen bzw. interdisziplinären Teams

führt mit allen Gruppen eines multiprofessionellen bzw. interdisziplinären Teams einen fachlichen Diskurs und bedient sich hierfür einer einheitlichen Sprache (ICF)

erkennt Potenziale bzw. Förderfaktoren eines multiprofessionellen bzw. interdisziplinären Teams, bezogen auf die patienten- bzw. klientenzentrierte Zusammenarbeit

erkennt Barrieren in der patienten- bzw. klientenzentrierten Zusammenarbeit und reagiert darauf adäquat

kennt den Nutzen einer gemeinsamen, professionsübergreifende Zielsetzung nach definierten Kriterien z. B. SMART, GAS für den Patienten/die Patientin, den Klienten/die Klientin

Wahrnehmung von Schnittstellen und Mitwirkung am Aufbau von symmetrischen, professionellen Beziehungen (therapeutisch, multiprofessionell, interdisziplinäre und interkulturell)
Der Absolvent/die Absolventin

erkennt Schnittstellen zwischen Teammitgliedern

würdigt die Kompetenzen aller Teammitglieder

wirkt beim Beziehungsaufbau mit

Der Absolvent/die Absolventin

weiß um die Struktur/Organisation, den Ablauf und das Ziel einer multiprofessionellen Teambesprechung Bescheid und wendet dieses Wissen situationsgerecht im Rahmen der neurologischen Rehabilitation an

Wahrnehmung von auftretenden Konflikten im multiprofessionellen/interdisziplinären Team sowie Mitwirkung bei der Umsetzung von Problemlösungsstrategien
Der Absolvent/die Absolventin

erkennt Konflikte im Team

zeigt Konfliktsituationen auf

beteiligt sich am Konfliktlösungsprozess

Keine spezifischen Anmerkungen für den Fachbereich Neurologie

Klarheit der eigenen Rolle im multiprofessionellen Team
Der Absolvent/die Absolventin

wird sich der Rolle im jeweiligen Team bewusst

nimmt mit der Rolle verbundenen Verpflichtungen an

Keine spezifischen Anmerkungen für den Fachbereich Neurologie

Learning Outcomes Manager/Managerin.

Manager/Managerin
KompetenzLearning OutcomeLearning Outcome Neurologie
Nutzung der zur Verfügung stehenden Ressourcen, einschließlich persönlicher Ressourcen im Gleichgewicht zwischen Anforderungen der PatientInnen/KlientInnen, organisatorischen Bedürfnissen und Rahmenbedingungen des Gesundheitswesens
Der Absolvent/die Absolventin

bedient sich relevanter zur Verfügung stehender Ressourcen

geht im Fall fehlender Ressourcen (inkl. des persönlichen physiotherapeutischen Leistungsspektrums) relevante Kooperationen ein

Keine spezifischen Anmerkungen für den Fachbereich Neurologie

Unterstützung bei der Umsetzung von Qualitätssicherungskonzepten und bei der Qualitätsentwicklung Profession bzw. der Organisation
Der Absolvent/die Absolventin

akzeptiert Maßnahmen zur Qualitätssicherung bzw. eigene professionelle Tätigkeit Qualitätsentwicklung als handlungsleitend für die

reflektiert die gestellten Anforderungen

Keine spezifischen Anmerkungen für den Fachbereich Neurologie

Aktive Gestaltung der Berufskarriere, Planung persönlicher und beruflicher Entwicklungsprozesse
Der Absolvent/die Absolventin

reflektiert die persönliche und berufliche Entwicklung

entwickelt Prioritäten in der Gestaltung fachlicher und/oder persönlicher Weiterbildung

Keine spezifischen Anmerkungen für den Fachbereich Neurologie

Learning Outcomes Manager/Managerin in der Neurologie

Bei der Rolle «Manager/Managerin» wurden keine neurologischen Spezifika ergänzt.

Learning Outcomes Gesundheitsförderer/Gesundheitsförderin in der Neurologie

Bei der Rolle «Gesundheitsförderer/Gesundheitsförderin» hat das ÖHPN vor allem Anmerkungen zum Bereich der Identifizierung der biopsychosozialen Faktoren erstellt (Tabelle 7). Dies bezieht sich in einem Punkt auf die eigene Gesundheit der Absolventen/-innen, in den anderen Punkten auf Patienten/-innen.

Learning Outcomes Gesundheitsförderer/Gesundheitsförderin.

Gesundheitsförderer/Gesundheitsförderin
KompetenzLearning OutcomeLearning Outcome - Neurologie
Identifizierung von biopsychosozialen Faktoren, die die Gesundheit beeinflussenBerücksichtigung der biopsychosozialen Einflussfaktoren bei der Definition von Gesundheitszielen und bei der Auswahl von gesundheitsfördernden Maßnahmen
Der Absolvent/die Absolventin

erkennt den Einfluss von biopsychosozialen Faktoren auf die Gesundheit

leitet daraus die Definition von individuellen und generellen Gesundheitszielen ab

wählt geeignete Maßnahmen aus

Der Absolvent/die Absolventin

kennt den Einfluss von bio-psycho-sozialen Faktoren auf die eigene Gesundheit und Lebenswelt

kennt den Einfluss von bio-psycho-sozialen Faktoren bezogen auf die Gesundheit und Lebenswelt der Patienten und Patientinnen

kennt die Definitionen und Gesundheitsziele zur Gesundheitsförderung

identifizieren unter Berücksichtigung der Komplexität von neurologischen und neuropsychologischen Störungen, gesundheitshemmende und –fördernde Faktoren

motiviert unter Einbeziehung des ICF-Modells den Patienten/die Patientin, gesundheitsfördernde Maßnahmen zur Verhaltens- und Verhältnisänderung einzusetzen

kennt Möglichkeiten einer ressourcenorientierten Handlungsweise des Patienten/der Patientin und seines/ihres sozialen Umfeldes, um im Sinne der Sekundärprophylaxe zu unterstützen und zu fördern

Wahrnehmung der Aufgaben der eigenen Profession zur Prävention sowie der Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden von Individuen und Gruppen
Der Absolvent/die Absolventin

ist sich der Rolle der Profession in der Gesundheitsförderung bewusst

nimmt die mit der Rolle verbundenen Verpflichtungen an

Keine spezifischen Anmerkungen für den Fachbereich Neurologie

Verbesserung des Gesundheitsverhaltens der KlientInnen/PatientInnen durch Beratung, Sensibilisierung und Motivation sowie Anleitung und Begleitung spezifischer, gesundheitsfördernder und präventiver Maßnahmen
Der Absolvent/die Absolventin

transferiert die therapeutische Handlungskompetenz in das Setting der Gesundheitsförderung und Prävention

Keine spezifischen Anmerkungen für den Fachbereich Neurologie

Learning Outcomes Innovator/Innovatorin in der Neurologie

Im Bereich der Neurorehabilitations- und Interventionsforschung kann in der Physiotherapie bereits auf eine beträchtliche Anzahl wissenschaftlicher Erkenntnisse aufgebaut werden. Dem ÖHPN ist es wichtig, die evidenzbasierte Praxis zu fördern und dies auch in die Ausbildung zu übertragen (Tabelle 8).

Learning Outcomes Innovator/Innovatorin.

Innovator/Innovatorin
KompetenzLearning OutcomeLearning Outcome Neurologie
Reflexion der eigenen Entwicklung und Umsetzung einer persönlichen Strategie des kontinuierlichen Lernens
Der Absolvent/die Absolventin

identifiziert persönliche Entwicklungspotenziale

vertritt eigene Entscheidungen verantwortungsbewusst

setzt Maßnahmen um, die den Prozess des kontinuierlichen Lernens unterstützen

Der Absolvent/die Absolventin

transferiert aktuelle wissenschaftliche und fachliche Erkenntnisse in der Neurorehabilitation in die Praxis

Reflexion der individuellen Handlungskompetenz im Rahmen des physiotherapeutischen Prozesses
Der Absolvent/die Absolventin

analysiert die eigene Handlungskompetenz im Rahmen des physiotherapeutischen Prozesses

Keine spezifischen Anmerkungen für den Fachbereich Neurologie

Reflexion des gesamten eigenen Handlungsspektrums (practice based evidence + evidence based practice)
Der Absolvent/die Absolventin

recherchiert aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse im nationalen und internationalen Bereich

begründet Entscheidungen im physiotherapeutischen Prozess

Keine spezifischen Anmerkungen für den Fachbereich Neurologie

Anwendung eines systematischen Prozesses zur Sammlung und Analyse von Informationen mit dem Ziel, das eigene Handeln zu evaluieren und Daten für die weitere wissenschaftliche Bearbeitung zugänglich zu machen
Der Absolvent/die Absolventin

praktiziert systematische Datenerfassung

klassifiziert erhobene Daten

formuliert forschungsrelevante Fragen aus dem berufsspezifischen Bereich

Keine spezifischen Anmerkungen für den Fachbereich Neurologie

Begleitung und Unterstützung der Lernprozesse von Studierenden im Rahmen der berufspraktischen Ausbildung
Der Absolvent/die Absolventin

wirkt bei der Entwicklung praktischer Handlungskompetenz von Studierenden mit

Keine spezifischen Anmerkungen für den Fachbereich Neurologie

Learning Outcomes Professionsangehöriger/Professionsangehörige in der Neurologie

Im neurologischen Feld ist das Einbeziehen der ethisch und moralischen sowie rechtlichen Grundsätze ebenso wie in anderen Bereichen relevant. Eine besondere Gruppe stellen, nach Meinung des ÖHPN, die schwerund schwerstbetroffenen Patienten/-innen dar. Diesbezüglich ist es wichtig, in der Neurologie besondere Aufmerksamkeit zu widmen (Tabelle 9).

Learning Outcomes Professionsangehöriger/Professionsangehörige

Professionsangehöriger/Professionsangehörige
KompetenzLearning OutcomeLearning Outcome - Neurologie
Anerkennung und Einhaltung ethisch-moralischer und rechtlicher Grundsätze in der Interaktion mit ökologischen und rechtlichen Grundsätzen den Agierenden des Berufsfeldes
Der Absolvent/die Absolventin

fühlt sich den ethisch-moralischen, verpflichtet

Der Absolvent/die Absolventin

berücksichtigt die Rechte und Würde von (v. a. schwerstbetroffenen) Patienten/Patientinnen bzw. Klienten/Klientinnen in besonderem Maße und bringt diese ins multiprofessionelle/interdisziplinäre Teams ein

Akzeptanz von Autonomie und Individualität unter Berücksichtigung der Diversität aller am Arbeitsprozess beteiligten Personen
Der Absolvent/die Absolventin

würdigt die Aspekte von Diversität

Keine spezifischen Anmerkungen für den Fachbereich Neurologie

Verständnis für das Bild der eigenen Profession in der Gesellschaft
Der Absolvent/die Absolventin

fühlt sich dem Berufsverständnis verpflichtet

Keine spezifischen Anmerkungen für den Fachbereich Neurologie

LIMITATIONEN

Von den elf österreichischen Fachhochschulstandorten für ein Bachelor-Studium im Bereich Physiotherapie haben Experten/-innen von zehn Fachhochschulen bei der Entwicklung des Konsenspapiers mitgewirkt. Aus persönlichen oder beruflichen Gründen beendeten im weiteren Verlauf einige davon ihre Mitarbeit und wurden zum Teil von nachfolgenden Kollegen/-innen von diversen Standorten abgelöst. Somit kamen einige Kollegen/-innen erst im späteren Verlauf der Konsensfindung dazu, was in Bezug auf die Kontinuität und Stabilität des Abstimmungsprozesses einen limitierenden Faktor darstellt. Es ist auch zu hinterfragen, ob aufgrund der wechselnden Teilnahmen der Konsens von allen beteiligten Personen getragen wird. Es sind an der Durchführung der Neurologie-Unterrichte pro Fachhochschule mehrere Lehrende (interne und externe) beteiligt, welche nicht am Prozess der Entwicklung der Learning Outcomes involviert waren. Es kann somit nicht sichergestellt werden, dass die abgestimmten Learning Outcomes durchgehend in die Hochschullehre integriert werden. Aus diesem Grund ist viel mehr davon auszugehen, dass eine nachhaltige Implementierung der erarbeiteten Learning Outcomes für den Fachbereich Physiotherapie in der Neurologie von einem langfristigen Prozess begleitet werden muss.

Dieses Konsenspapier ist ein erster wichtiger Schritt für eine kontinuierliche Qualitätssicherung in der Lehre. Die Auswahl der methodischen Vorgehensweise beinhaltete jedoch keine Kriterienliste zur Evaluierung der einzelnen Abstimmungen.

Bei der Durchführung der strukturierten Konsensfindung und der nominalen Gruppentechnik fungierte immer dieselbe Person als Moderator/-in. Diese war jedoch nicht unabhängig und an den laufenden Konsensverfahren beteiligt. Außer den beschriebenen Experten/-innen haben keine weiteren Interessengruppen an der Konsensfindung teilgenommen (z. B. Patientenvertreter/-innen).

Die hier beschriebenen Learning Outcomes beziehen sich auf die Rahmenbedingungen der österreichischen Bildungslandschaft. Eine direkte Übertragbarkeit in andere Länder wurde von den Autoren/-innen nicht überprüft und bedarf weiterer Forschung in diesem Feld.

DISKUSSION

Der vorliegende Artikel präsentiert die erste österreichische Version einer fachhochschulübergreifenden strukturierten Konsensfindung zur kompetenzorientierten Formulierung von Learning Outcomes im Bereich Physiotherapie in der Neurologie. Die ausgewählten Methoden haben den Vorteil, dass alle Standorte der österreichischen Fachhochschulen mit den Learning Outcomes Neurologie konform gehen und so deren nachhaltige Implementierung wahrscheinlich ist. Jedoch zeigen sie auch Nachteile hinsichtlich der Abstimmungsverfahren. Eine strukturiertere Vorgehensweise wäre die Anwendung der Delphi-Technik (Dalkey & Helmer, 1963), wobei eine kriterienbasierte Abstimmung angewendet wird. Diese meist bevorzugte Methode wurde hier jedoch nicht angewendet, um die oben erwähnten Vorteile auszunutzen. Die strukturierte Konsenskonferenz und nominale Gruppentechnik werden grundlegend als ideengenerierende und lösungsorientierte Verfahren für Gruppenprozesse beschrieben (AWMF, 2019; Delbecq & Van de Ven, 1971; Van de Ven & Delbecq, 1972; Harvey & Holmes, 2012; Potter, Gordon & Hamer, 2004). Aus diesem Grund erschien es dem ÖHPN angebracht, diese anzuwenden. Die Erstellung einer Kriterienliste wäre jedoch interdisziplinär für andere Fachgruppen von Relevanz.

Hinsichtlich der einheitlichen, inhaltlichen Ausrichtung der Lehre bestehen sowohl unterschiedliche Gewichtungen in den Curricula der einzelnen Standorte als auch seitens der Lehrenden. Wechselnde Experten/-innen während des Entwicklungsprozesses oder die Anzahl der an der Lehre beteiligten Lehrenden (extern, intern) können kurzfristig gesehen, Implementierungsschwierigkeiten verursachen. Um diese zu vermeiden, ist es möglich, die Learning Outcomes Neurologie teamintern und in weiterer Folge bei Veranstaltungen, welche explizit externe Lehrende ansprechen, vorzustellen. Eine andere Option ist es, die Learning Outcomes Neurologie neuen Kollegen/-innen, mit der fachlichen Ausrichtung Physiotherapie in der Neurologie, als Orientierungshilfe anzubieten.

Die Autoren/-innen sehen in diesem Artikel einen wesentlichen Beitrag zur aktuellen Diskussion in Bezug auf kompetenzorientierte Lehre. Krautz (2009) weist darauf hin, dass kompetenzorientierte Lehre Studierende zwar zu einem Handeln in komplexen Umfeldern ausbildet, parallel aber die Gefahr in sich birgt, dass spezifisches Expertenwissen verloren geht und damit das Qualitätsniveau schmälert. Deshalb war es den Autoren/-innen wichtig, die Learning Outcomes der Experten/-innen für den Fachbereich Neurologie detailliert zu formulieren. So soll sichergestellt werden, dass spezifische Qualifikationen, Fähigkeiten, Fertigkeiten und physiotherapeutische Interventionen in der Lehre abgebildet bleiben. Als Beispiel seien hier Hands-on-Techniken erwähnt, welche explizit behandelt wurden, um zu gewährleisten, dass Absolventen/-innen bei Ausbildungsabschluss auch manuelle Fertigkeiten im Kontext der neurologischen Therapie anwenden können. Aus diesem Grund hat die Ausformulierung der neurologischen Spezifika für die Rolle des Experten/der Expertin einen Großteil der Zeit im Entwicklungsprozess in Anspruch genommen.

Das resultiert daraus, dass der physiotherapeutische Prozess in den einzelnen Fachhochschulen individuell geregelt ist und deshalb viele relevante Unterschiede zu den Punkten «Ermittlung des Informationsbedarfs, hypothesenbasierte Auswahl von Maßnahmen zur Problemidentifizierung, Auswertung der Ergebnisse, Definition und Priorisierung von Therapiezielen, Auswahl und Anwendung geeigneter Methoden und Maßnahmen zur Behandlung, Überprüfen der Effektivität, Abschluss der Therapie und Entwicklung der Bewegungs- und Wahrnehmungskompetenz» in die Diskussion und den Abstimmungsprozess aufgenommen wurden. Einig sind sich die Autoren/-innen hinsichtlich Anamnese, Untersuchung (Basis-Untersuchungsschritte; spezifische, qualitative und quantitative Untersuchungsschritte; standardisierte Assessments), physiotherapeutische Diagnose, Zielformulierung und Maßnahmen/Methoden. Inhaltlich werden je Standort und Lehrperson weiterhin verschiedene Schwerpunkte verfolgt.

Für die Rollen «Kommunikator/Kommunikatorin», «Teamworker» und «Gesundheitsförderer/Gesundheitsförderin» hat es im Entwicklungsprozess ähnliche Zeitressourcen gebraucht, um neurologische Spezifika zu identifizieren und eine finale Formulierung zu entwickeln. Die Experten/-innen haben dabei die ganzheitliche Sichtweise auf mehrere Aspekte der Kompetenzen bezogen und hinsichtlich der neurologischen Physiotherapie intensiv besprochen. Bei den Rollen «Innovator/Innovatorin» und «Professionsangehöriger/Professionsangehörige» wurden jeweils bei einem Punkt erweiternde Aspekte hinzugefügt. Bei der Rolle «Innovator/Innovatorin» stand die Frage im Vordergrund, inwieweit wissenschaftliche Erkenntnisse in der österreichischen Lehre aktuell integriert werden und in welchem Ausmaß dies in einem Bachelor-Studium erfolgen soll und kann. In einer Untersuchung zur evidenzbasierten Praxis (EBP) zeigte sich, dass die Bedeutung von Forschungswissen hinsichtlich der Zukunftsorientierung sehr hoch bewertet wird (Reichert, & Egger, 2017). Die Tatsache, dass sich in Österreich ein geringes Engagement in der Implementierung der EBP in der Physiotherapie zeigt (Diermayr et al., 2015), unterstreicht den großen Bedarf dafür, diese Elemente schon im Bachelor-Studium zu integrieren. Auch die ethisch-moralischen Aspekte der Kompetenzen hinsichtlich schwer- und schwerstbetroffener Patienten/-innen waren für die Autoren/-innen ein wichtiger Punkt in der Diskussion der Rolle «Professionsangehöriger/Professionsangehörige». Für das ÖHPN ist dabei ein wichtiger Teilbereich die bereits erwähnte Relevanz der interdisziplinären Zusammenarbeit in einem multiprofessionellen Team. Den Autoren/-innen war es bei allen Rollen wichtig, praxis- und patientenorientierte Aspekte in den Learning Outcomes zu integrieren.

Zu den im ÖHPN für die Entwicklung der Learning Outcomes vorab diskutierten Begriffe (Abbildung 2) gibt es unterschiedliche Meinungen. Diese werden in der Literatur divers verwendet und führen auch bei Kongressen und Tagungen zu Diskussionen. Aus diesem Grund war die Begriffsklärung, für deren Verwendung in der Beschreibung der Learning Outcomes, ein wesentlicher Schritt in der Konsensfindung des ÖHPN. Zeitgleich kann das oben beschriebene Problem bei am Prozess nicht involvierten Personen zu Missverständnissen führen. Um sich diesbezüglich abzusichern, wurden die Begriffe auf Basis von wissenschaftlicher und Fachliteratur diskutiert. Als Grundlage für die Ausarbeitung der Learning Outcomes verwendeten die Autoren/-innen die Erstversion des Kompetenzprofils von 2016 (Physio Austria, 2016). Mittlerweile gibt es eine aktualisierte Version aus dem Jahr 2017 (Physio Austria, 2017). Diese Version weist im Vergleich zur Erstversion nur minimale inhaltliche Änderungen auf. Die Learning Outcomes sind unverändert. Die Aktualisierung des Kompetenzprofils hat demnach keine Auswirkung auf die Ergebnisse dieses Konsenspapiers.

In dem vorliegenden Konsenspapier sind alle, aktuell von Gesundheitsexperten/-innen diskutierten Kernkompetenzen wie patienten/-innenzentrierte Versorgung, interdisziplinäre Zusammenarbeit, evidenzbasierte Anwendungen, Einhaltung von Qualitätsstandards und die Einbeziehung digitaler Kommunikation (Greiner & Knebel, 2003) aufgegriffen und behandelt.

Es wird der Auftrag der Qualitätssicherung in der europäischen Hochschullehre mit diesem Konsenspapier aktiv verfolgt. Dies ermöglicht eine bessere Vergleichbarkeit des Ausbildungsstandards im Fachbereich Neurologie sowohl im europäischen als auch im internationalen Feld und ist somit von hohem Interesse für das Berufsbild (Bonjean, 2018).

Zudem kann gezeigt werden, dass neben anderen Gesundheitsexperten/-innen (Gruppen, Mangrulkar, & Kolars, 2012) auch Physiotherapeuten/-innen bereits nach kompetenzorientierten Standards ausgebildet werden. Die Konsensfindung sichert somit in Österreich eine einheitliche und vergleichbare evidenzbasierte, zugleich aber auch praxisorientierte Lehre, in welcher der Anwendungsbezug unter Berücksichtigung theoretischer sowie wissenschaftlicher Kenntnisse einen hohen Stellenwert hat. Parallel verbleibt aber selbstverständlich, an den einzelnen Fachhochschulen in den Bundesländern, weiterhin die Diversität und individuelle Freiheit in der Gestaltung der Lehre, sodass die Curricula und deren inhaltliche Umsetzung auch zukünftig entsprechend individueller Schwerpunkte der jeweiligen Ausbildungsstandorte variieren können.

Schließlich werden durch die Offenlegung des Prozesses der Konsensfindung die Hintergründe dazu transparent und nachvollziehbar dargelegt, was für andere fachliche Hochschulnetzwerkgruppen sowie für andere Professionen von großem Interesse sein kann.

Für die weitere Forschung in diesem Feld ist in jedem Fall ein internationaler Vergleich von spezifischen Learning Outcomes der Physiotherapie in der Neurologie interessant. Weiterführend stellt der Implementierungsprozess sowie die Validierung der Implementierung der Learning Outcomes in Österreich einen nächsten Schritt dar.

eISSN:
2296-990X
Langues:
Anglais, Allemand
Périodicité:
Volume Open
Sujets de la revue:
Medicine, Clinical Medicine, other