Dieses Essay beschreibt die digitale Transformation unserer Gesellschaft und deren kumulative Auswirkungen im Gesundheitswesen, welches zunehmend industrialisiert wird und in dem entsprechend ökonomisch orientiertes Managementdenken Einzug hält. Wie die Gesundheitsfachleute darauf reagieren, wird aufgezeigt. Die beschriebenen Trends wurden schon vor 20 Jahren aus ökonomisch-politischer, epidemiologisch-medizinischer und informatiktechnischer Sicht beschrieben und Konsequenzen für die Gesundheitsversorgung skizziert: Sie prophezeiten einen grundlegenden Wandel im Verhältnis zwischen Patienten/-innen und Healthprofessionals und stellen deren Selbstverständnis und Stellenwert radikal infrage. Durch die Digitalisierung gewonnene Zeitressourcen werden kaum für die Zuwendung zu Patienten/-innen eingesetzt, da teure und gut ausgebildete Menschen nicht „unproduktiv“ sein dürfen. Ein Blick in die Zukunft skizziert die Arbeitswelt 4.0 im Gesundheitswesen und fragt, wie sich das Verhältnis zwischen Menschen und Healthprofessionals mit dem Einsatz von humanoiden Robotern im Gesundheitswesen ändern wird.
Auf dem Hintergrund der obigen Ausführungen macht die Analyse von Bildungsempfehlungen aus Deutschland und der Schweiz deren Defizite deutlich. Als Fazit resultiert die Forderung nach einer zukunftsgerichteten Ausbildung von Healthprofessionals, welche die Auswirkungen der Digitalisierung auf unsere Identitäten, Beziehungen, Werte und Haltungen schon heute thematisiert – und auch die Grundsatzfrage nicht scheut, ob Berufe und Ausbildungen in der heutigen Form noch zielführend sind.