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Help-seeking for mental health problems from the patient perspective – A qualitative study / Das Hilfe(auf)suchen bei psychischen Gesundheitsproblemen aus der Betroffenenperspektive – Eine qualitative Studie


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Hintergrund: Für Menschen mit psychischen Gesundheitsproblemen ist eine frühzeitige fachspezifische Betreuung wichtig, um u. a. einen chronisch-progredienten Verlauf abzuwenden. Gezielte professionell initiierte Interventionen zur Stabilisierung der psychischen Gesundheit sind jedoch nur möglich, wenn Betroffene formelle Unterstützung aufsuchen. Gründe für die geringe Inanspruchnahme formeller Angebote wurden bisher kaum aus der Perspektive der Betroffenen untersucht. Insgesamt existiert wenig Wissen zum Hilfe(auf)suchverhalten („Help-Seeking“) von Menschen mit psychischen Gesundheitsproblemen.

Ziel: Die vorliegende Studie beleuchtet das „Erleben“ des Hilfe(auf)suchens bis hin zu einem Erstkontakt mit einer psychiatrischen Institution. Sie stellt dabei gezielt die Betroffenenperspektive mit deren subjektiven Probleminterpretation in den Vordergrund.

Methode: Anhand eines qualitativ-induktiven Designs wurde mit Patientinnen/Patienten einer Kriseninterventionsstelle retrospektive, leitfadengestützte Experteninterviews geführt. Die Daten wurden durch offenes Kodieren in zwei Zirkeln nach Saldaña (2013) analysiert.

Ergebnisse: Das Erleben lässt sich mit den drei Kategorien „“Reale“ Probleme als Ursache“, „Zunahme der psychischen Gesundheitsprobleme“ und „Dienste der psychischen Gesundheit in Anspruch nehmen“ zusammenfassen. Das Hilfe(auf) suchen ist geprägt vom Bestreben ursächliche, „realen“ Probleme (alltagsnahe-, soziale Probleme) zu bewältigen. Die stärker werdenden psychischen Gesundheitsbeschwerden werden lange nicht als solche erkannt, das Hilfe(auf)suchen ist daher zunächst auf die „realen“ Probleme ausgerichtet. Auf allen Ebenen des Hilfe(auf)suchens, vom Erkennen einer psychischen Gesundheitsproblematik bis hin zum Überwinden von spezifischen Hürden bei der Inanspruchnahme von spezialisierten Hilfen, erhalten die Betroffenen Unterstützung Dritter. Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse liefern wichtige Anhaltspunkte für einen betroffenenorientierten Aus- und/oder Umbau einer auf psychische Gesundheit ausgerichteten Primärversorgung so z. B. niederschwellige Angebote, welche sich gezielt den alltagsnahen- und sozialen Problemen von Menschen mit psychischen Gesundheitsproblemen annehmen.

eISSN:
2296-990X
Sprachen:
Englisch, Deutsch
Zeitrahmen der Veröffentlichung:
Volume Open
Fachgebiete der Zeitschrift:
Medizin, Klinische Medizin, andere